Kindergottesdienst

In unserer Gemeinde wird gerne gefeiert. Lassen Sie uns doch einmal 150 Jahre Kindergottesdienst feiern! Im Laufe seiner Geschichte ist es dem Kindergottesdienst immer wieder gelungen, theologische, soziologische und (kirchen-)politische Entwicklungen aufzunehmen und für das Arbeitsfeld „Kirche mit Kindern“ umzusetzen. Davon gingen auch Anregungen (zum Beispiel zum Verhältnis von Ehrenamt und Hauptamt, zur Tauferinnerung, zur Teilnahme von Kindern am Abendmahl) aus, die die Gestalt der Evangelischen Kirche verändert haben.

Es gibt ein breites Spektrum von Gottesdiensten. Dazu gehören Tauf- und Familiengottesdienste und eben auch die Kindergottesdienste. Gottesdienste, deren Verkündigung versucht, für Kinder verständlich zu sein, erleben die Teilnehmenden als prägend für ihren Glaubensweg und ihre kirchliche Sozialisation. Und der Kindergottesdienst versteht sich als wesentlicher, wenn auch manchmal nicht mehr selbstverständlicher Baustein einer „Kirche mit Kindern“.

Wie erleben Kinder Kirche? Kinder und Familien besuchen selten die Hauptgottesdienste, wofür die Gründe mannigfaltig sind. Einen möchte ich herausheben: „Kinder sind unruhig und die Unruhe stört die Andacht anderer Gottesdienstteilnehmer. Und diese strafenden Blicke, verbunden mit dem Bemühen, meine Kinder ruhig zu halten, muss ich mir und meinen Kindern nicht antun.“ Aus diesem Grund gibt es seit vielen Jahren in allen Mahlsdorfer Kirchen einen Kindergottesdienst neben dem Hauptgottesdienst. Ob das der richtige Weg ist, würde ich gerne zur Diskussion stellen.

Kindergottesdienst ist keine Beschäftigung der Kleinen, sondern bitte zu verstehen als eigener „Hauptgottesdienst für Kinder“, er ist Fest und Feier der Nähe Gottes, in dem es auf der einen Seite darum geht, mit Kindern Glauben zu erfahren, deren Lebenswirklichkeit im Blick zu haben und bereit zu sein, voneinander zu lernen. Und: Kindergottesdienst wirkt. Kaum eine Sozialisierung ist so erfolgreich wie die regelmäßige, möglichst wöchentliche Teilnahme an Gemeindeveranstaltungen für Kinder. Kindergottesdienst - natürlich auch Kinderstunde und Christenlehre - fördern deutlich eine lebenslange Bindung an Kirche und Glauben, während die „Späteinsteiger“, die zum Beispiel erst zum Konfirmandenunterricht dazu kommen, häufig nach der Konfirmation wegbleiben - sie haben diese  Bindung nicht aufbauen können.

Kindergottesdienst 2010

Vorbereitung und Feier von Kindergottesdiensten trägt viel Frucht: für Kinder, Familien und natürlich für die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter in unserer Gemeinde, die Woche für Woche Kindergottesdienste vorbereiten. Ihnen sei an dieser Stelle ein großes DANKESCHÖN gesagt. Kindergottesdienst ist nicht denkbar ohne das Engagement der ehrenamtlich Mitarbeitenden. Sie bringen ihre persönlichen Kompetenzen ein, geben Impulse, setzen Akzente. Diese Mitarbeit ist ein Beispiel, wie „Priestertum aller Gläubigen“ in die Praxis umgesetzt werden kann.

Was tut sich im Bereich Kindergottesdienst?

  • Der Sonntagsgottesdienst wird nicht mehr als „Zentrum“ der Gemeinde verstanden, die Teilnahme so beliebig gestaltet wie die Teilnahme an anderen Freizeitangeboten.
  • Das Freizeitverhalten hat sich grundsätzlich verändert, feste Bindungen mit wiederkehrenden Terminen werden immer seltener oder nur für einen überschaubaren Zeitrahmen eingegangen. Das hat Auswirkungen für die Teilnahme an Gottesdiensten wie auch für die Vorbereitung von Kindergottesdiensten.
  • Die uns umgebende Gesellschaft ist fortschreitend entkirchlicht - enge Beziehungen zu Kirche sind nicht aufgebaut worden. Kirche wird nicht mehr als „mein Ding“ angesehen, an deren Entwicklung und Gestalt ich Anteil habe und mitwirke, sondern als etwas „da draußen“, deren Dienstleistung ich nutze.
  • In Mahlsdorf besuchen oft jüngere Kinder den Kindergottesdienst, die von ihren Eltern begleitet werden. Dort findet sich eine Form des „Gottesdienstes mit allen Sinnen“, die auch sie anspricht.

Kindergottesdienst versucht, die Kinder und ihre Lebenswirklichkeiten wahrzunehmen. Was uns bisher nur wenig gelang, ist, die Kinder selbst an der Planung und Gestaltung des Kindergottesdienstes stärker zu beteiligen. Was würde es für Kindergottesdienst und Gemeinde bedeuten, wenn „Kinder als Theologen“ ernster genommen würden? Ich denke, es ist Vieles in Bewegung, doch es ist bestimmt an der Zeit, den Kindergottesdienst aus seinem „Nischendasein“ herauszuholen. Und dazu brauchen wir IHRE Unterstützung. Die Mahlsdorfer Vorbereitungsteams für die Kindergottesdienste freuen sich auf Sie.